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#FragBeAngel: Welche Einschränkungen gibt es bei der Formulierung veganer Naturkosmetik Produkte und welche Inhaltsstoffe werden künftig verstärkt eingesetzt?

Die Frage der Woche (KW 37)

Kurz und knapp ist die neue Rubrik “Die Frage der Woche” in meinem Blog in der Euch Experten antworten auf die wichtigsten Beauty-Fragen geben. HEUTE:  “Welche Einschränkungen gibt es bei der Formulierung veganer Naturkosmetik Produkte und welche Inhaltsstoffe werden künftig verstärkt eingesetzt?

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Welche Einschränkungen gibt es bei der Formulierung veganer Naturkosmetik Produkte und welche Inhaltsstoffe werden künftig verstärkt eingesetzt?

Heinz-Jürgen Weiland, Vorstand Forschung und Entwicklung bei Logocos sagt dazu:
„Zahlreiche Produkte unserer Marken Logona, Sante und Heliotrope sind vegan. Unsere Kunden honorieren auch unseren Rückzug aus dem chinesischen Markt, mit dem wir Tierversuchsfreiheit garantieren. Wir haben heute bereits viele Möglichkeiten, hochwertige und wirksame Naturkosmetik mit veganen Rezepturen herzustellen. Verzichten muss man bei dem Trend daher auf (fast) nichts. Dennoch gibt es Grenzen: Intensive Rottöne bei Lippenstiften und Nagellacken sowie sonstigen dekorativen Kosmetikprodukten sind derzeit nur mit synthetischen Farbstoffen oder Karmin zu erreichen. Vegane Bio-Kosmetik im dekorativen Bereich muss deshalb vorerst noch auf diese Farben verzichten. Und im Hairstylingbereich fehlt bislang ein Ersatz für synthetische Polymere. Deshalb wird für Haarsprays oft noch Chitosan aus Krabbenschalen als Festiger eingesetzt. Allerdings zeichnet sich auch hier bereits eine vegane Alternative ab: Wir experimentieren zurzeit intensiv mit Chitosan, das aus Pilzen gewonnen wird.

Der wichtigste Unterschied zwischen Naturkosmetik und veganer Kosmetik lautet: Bio/Natur ist nicht vegan. Und umgekehrt: Vegan ist nicht unbedingt auch gleichzeitig Natur – auch pure Chemie ist nicht tierischen Ursprungs. Ob Formaldehyd, PEGs oder Parabene. All diese Zutaten zählen zu den veganen Rohstoffen, die für Kosmetik einsetzbar sind. Folgende kosmetische Inhaltsstoffe auf der INCI-Liste sollte ein Verbraucher, der echte vegane Kosmetik sucht, meiden:

● Mel: Honig
● Beeswax, Cera Flava oder Cera Alba: Bienenwachs
● Lactid Acid: Milchsäure
● Cochenille oder Carmine: der aus der Cochenilleschildlaus gewonnene Farbstoff Karmin
● Chitin oder Chitosan: organische Basis des Außenskeletts von Insekten und Krebstieren
● Schellack, Shellac: harzartige Substanz aus Ausscheidungen der Lackschildlaus

Unser Kooperationspartner PETA hat übrigens eine umfangreiche Liste tierischer Inhaltsstoffe und ihrer Alternativen bereitgestellt, um sie in Lebensmitteln, Kosmetik und anderen Produkten gezielt zu vermeiden. Trendige Inhaltsstoffe bei veganer Kosmetik sind z. B. biotechnologisch gewonnene Hyaluronsäure, Beerenwachs statt Bienenwachs sowie Rohstoffe, die nicht der Nahrungsmittelkette entstammen. Aktuell forschen wir an einem besonders vielversprechenden Extrakt aus den Blättern des Sanddornstrauchs mit dem Ziel, die kompletten Wirkstoffe aus einer Pflanze zu nutzen. Daher untersuchen wir auch Stoffe, die bisher gar nicht verwertet werden. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Sanddornblätter unter anderem einen enorm hohen Anteil an antioxidativen Flavonoiden enthalten. Derzeit wird in Kooperation mit Partnern noch untersucht, wie diese wertvollen Inhaltsstoffe aus den Blättern herausgelöst werden können und wie der Extrakt am besten in die Emulsionen eingebracht werden kann. In naher Zukunft soll das Sanddornöl in der Logona Age Protection-Serie gegen diesen innovativen Blattextrakt ausgetauscht werden. Künftig wollen wir viel mehr mit Substanzen arbeiten, die bislang noch nicht genutzt wurden.“

Naturkosmetik

Dr. Klaus Hempel, Leitung Forschung und Entwicklung bei Mann & Schröder sagt dazu:
„Obwohl wir auf unseren Produkten in aller Regel nicht mit der Aussage vegan werben, wird der überwiegende Anteil unserer Produkte ohne den Einsatz tierischer Rohstoffe hergestellt: Tierische Rohstoffe werden nur in sehr wenigen unserer Produkte eingesetzt. Ein Vorteil veganer Kosmetik ist, dass diese Körperpflegeprodukte auf synthetischen Rohstoffen basieren können. Naturkosmetik darf dagegen nur aus natürlichen oder naturidentischen Rohstoffen hergestellt werden. Das kann jedoch aufgrund der meist pflanzlichen Bestandteile Allergien auslösen. Nachteil ist, dass man sich bei der Rohstoffauswahl einschränkt und die Produkte unter Umständen teurer werden, da pflanzliche oder synthetische Ersatzrohstoffe gefunden werden müssen. Verzichtet man auf tierische Produkte wie beispielsweise Milchproteine oder Honig, verzichtet man auch auf die Stoffe, die seit Jahrtausenden aufgrund ihrer pflegenden und wohltuenden Eigenschaften zur Körperpflege eingesetzt werden.
Vegane und traditionelle Naturkosmetik müssen sich nicht ausschließen, können dies aber. So verzichtet vegane Kosmetik auf tierische Rohstoffe, die man in der Naturkosmetik selbstverständlich einsetzen kann. Vegane Kosmetik wiederum hat keine Probleme mit dem Einsatz synthetischer Stoffe auf Mineralölbasis. Selbstverständlich lässt sich auch beides vereinen. Es gibt im Markt etliche Produkte, die sowohl den Vorgaben der traditionellen Naturkosmetik entsprechen als auch vegan sind.“

Dr. David Hauck, Leitung F&E bei Primavera sagt dazu:
„Unsere Rohstoffe und Produkte werden nicht an Tieren getestet, sie sind genfrei und Natrue-konform. Mehr als 74 % unserer Bio- & Naturkosmetikprodukte sind vegan. Nicht vegan sind lediglich unsere Produkte mit unbehandeltem Bio-Bienenwachs und einem sanften Milchemulgator aus Bio-Milch. Manche Verbraucher greifen zu veganer Kosmetik, weil sie einem erhöhten Allergierisiko, z. B. bei Honig, Bienenwachs, Propolis und Wollwachs, entgehen wollen. Wir haben uns allerdings bei einigen unserer Produkte bewusst für Bio-Bienenwachs aufgrund seiner pflegenden Hautwirkung, z. B. in unserem Lippenbalsam Neroli Cassis, entschieden. Auch in unserer Sensitivcreme Kamille Borretsch setzen wir einen besonders sanften und hautfreundlichen Milchemulgator aus Bio-Milch ein.“

Jean-Claude Richard, F&E-Leiter bei Farfalla sagt dazu:
„Farfalla formuliert neue Produkte bereits seit vier Jahren nur noch ohne jegliche tierische Produkte, auch nicht mit Bienenwachs, Lanolin o. ä. Wir können ohne Probleme auf Produkte tierischen Ursprungs verzichten. Was die Inhaltsstoffe angeht, sehen wir ähnlich wie bei den Lebensmitteln einen leichten Trend zu regionalen Inhaltsstoffen.“

 

Ihr habt auch eine Beautyfrage die Ihr schon immer von Experten beantworten lassen wolltet? Dann hinterlasst hier einen Kommentar oder schreibt mir eine Email: kontakt@beangels-blog.de.

 

Expertenquelle: beautypress.de
Quelle: Zeitschrift COSSMA 7-8/2014